Wie viel Zeit haben wir für die Dekarbonisierung?
von Dr. Björn Peters, Ressortleiter Energiepolitik beim DAV
Die durch menschliche Aktivitäten verursachten CO2-Emissionen stammen überwiegend aus „fossilen" Rohstoffen, also aus Kohlenstoff-Vorräten, die in Form von Kohle, Öl und Erdgas in der Erdkruste gebunden sind. Diese versorgen uns mit relativ kostengünstiger Energie – der wichtigste Faktor für das Wohlergehen der Menschheit und den technischen Fortschritt. Die fossilen Rohstoffe stehen noch für einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte zur Verfügung. Gegenüber den kommenden Generationen ist es aber in hohem Maße problematisch, sie der fossilen Rohstoffe zu berauben, ohne alternative Energiequellen zu entwickeln.
Ideal wäre, diese Alternativen im Lauf dieses Jahrhunderts zu entwickeln. – An anderer Stelle habe ich gezeigt, dass Energie aus Sonne und Wind auch langfristig keine kostengünstige und zuverlässige Energie-Vollversorgung ermöglichen werden; sie stellen also keine solche Alternative dar.
Von den ca. 30 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) an CO2, die wir als Menschheit jährlich in die Atmosphäre entlassen, verbleibt etwa ein Drittel dort, die anderen zwei Drittel werden von Pflanzen, Gewässern und Gesteinen absorbiert. Insgesamt sind in der Atmosphäre etwa 2.000 Gigatonnen CO2 enthalten, wovon jährlich etwa ein Viertel durch Pflanzenwachstum umgesetzt wird. Wenn der menschliche Eintrag an CO2 in die Atmosphäre auch klein erscheint im Verhältnis zu den natürlichen CO2-Zyklen, so betreiben wir dies bereits über Jahrzehnte. Letztlich führen wir ein unkontrolliertes Terraforming-Experiment durch, und dies an der einzigen Erde, die uns zur Verfügung steht. Auch daher sollten wir aus der Nutzung fossiler Rohstoffe langfristig aussteigen. Dies sollten wir auch dann tun, wenn es sich herausstellen sollte, dass die steigende CO2-Konzentration ausschließlich positive Wirkungen haben sollte, dass sie etwa über besseres Pflanzenwachstum und trockenheitsresistente Pflanzen eine bessere Ernährung der Menschheit erlauben sollte, wie dies eine australische Studie nahelegt...